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Sobald man sicheren Heimatboden verlässt und sich ins Ausland begibt, öffnet man auch der babylonischen Sprachverwirrung Tür und Tor. Besonders Übersetzungen von Speisekarten – auf die wir an dieser Stelle noch öfter zu sprechen kommen werden – bieten Raum für Unterhaltung, führen manchmal aber auch beinahe zu bilateralen Verstimmungen.

So geschehen in einem Lokal in Česky Krumlov/Krumau, in das mich mein lieber Kollege Standa „entführt“ hat (das ist die Art von Entführung, gegen die ich mich nicht zur Wehr setzte, höchstens pro Forma so ein bisserl).

Auf der Speisekarte entdecke ich zu meinem Schrecken „Hermelin in Essig und Öl“‘
Fassunglos frage ich meinen Kollegen: „Ihr esst das??“
Er, erstaunt: „Warum nicht? Das ist gut!“
Ich, mittlerweile entsetzt: „Dieses entzückende kleine Tier?“
Standa, ungläubig ob meines Ausbruchs. „Welches Tier?“‘
„Zobel, Hermelin, Marder – klein, weiß, schwarze Schwanzspitze und hüpft durch die sibirischen Wälder.“
Da schaut mich mein Freund mit einem Schmunzeln an und meint: „Sonja, ganz ruhig. Hermelin ist ein Käse.“

Wie sich herausstellt, handelt es sich um einen Weißschimmelkäse, ähnlich dem Camembert. Das echte Hermelin darf weiterhin unbehelligt und ganz ohne Essig und Öl durch die sibirischen Wälder wieseln, der Friede zwischen den Völkern ist wieder hergestellt.

Und ein alter Spruch hat sich bewahrheitet: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!

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